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Donnerwetter!

Andrea Bentschneider - 09. Juli 2015 - Allgemein, Alte Bräuche, Traditionen

Bei der Hitzewelle, die im Juli 2015 durch Europa zog, kam es häufig zu Unwettern und Gewittern. Astraphobie heißt die Angst vor Gewittern, und sie hat eine lange Geschichte – verständlich, denn so wie Donner und Blitz uns heute noch erschrecken, hatten unsere Vorfahren nicht einmal eine Erklärung für das Naturschauspiel…

Obwohl er doch als Beschützer von Familie und Häusern galt, war man in der griechischen Antike davon überzeugt, dass Zeus Blitze vom Olymp auf die Erde wirft. Auch hier im Norden warf der Mythologie nach Thor (auch Donar = Donner) seinen schweren steinernen Hammer und erzeugte so den Donner, seine Augen warfen dabei Blitze. 

Eine Erklärung, dass aneinanderstoßende Wolken den Donner erzeugten, geht auf die griechische Philosophenschule der Stoa zurück. Ein anderer Erklärungsversuch war, dass sich Dünste in der Luft entzündeten und so zu Gewittern führten. Selbst 1805 wurde als Vorsichtsmaßnahme  noch geraten, im Sommer nicht zu sehr zu schwitzen, denn Schweiß sei brennbar.

Kam es dann dennoch zu Gewittern, schien Glockengeläut ein bewährtes Gegenmittel. Der Klang geweihter Glocken sollte die bösen Machte und das schlechte Wetter vertreiben. So stieg also der Läuter oder in manchen Orten der Küster bei den ersten Anzeichen für ein Gewitter auf den Kirchturm und begann zu läuten. Wie man sich leicht vorstellen kann, war dieses „Wetterläuten“ nicht nur eine äußerst ungemütliche Arbeit, sondern mitunter lebensgefährlich.

Weshalb ich überhaupt auf das Thema gekommen bin?

Unlängst bekam ich einen Kirchenbucheintrag aus Bayern in die Hand, auf der „Wetterläuten“ als Todesursache vermerkt war. Was kurios erscheinen mag, allerdings nicht so selten war. Immerhin soll es in 33 Jahren 103 Todesopfer durch Wetterläuten gegeben haben. Bei  „nur“ 186 Blitzeinschlägen.

Im Jahr 1752 erfand Benjamin Franklin den Blitzableiter und wies somit nach, dass ein Blitz elektrische Ladung ist. In Hamburg war man übrigens besonders schnell mit der Anbringung des ersten Blitzableiters. Mathias Andreas Mettlerkamp stieg bereits 1769 auf den Kirchturm von St. Jacobi und brachte diesen dort an.

Zum Vergleich: In Bayern brauchte man bis zum Verbot des Wetterläutens 1784 durch Kurfürst Karl Theodor ein wenig länger.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen schönen und hoffentlich regen- und gewitterfreien Tag!

PS: Wer unter Astraphobie leidet, dem kann gesagt sein, dass die Wahrscheinlichkeit durch einen Blitzschlag zu sterben heute sehr gering ist. Um 1950 gab es jährlich etwa 100 Tote, heute sterben pro Jahr etwa 3 – 10 Leute durch einen Blitzschlag.

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