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Zur Geschichte der Nachnamen - Teil 1

Andrea Bentschneider - 07. September 2016 - Allgemein, Wissen, Historische Ereignisse, Namenskunde

Die Chinesen waren die Ersten, die Nachnamen bereits um 2.850 vor Christus eingeführt haben. Auf dem europäischem Kontinent folgten dann die Römer, bei denen drei Namen üblich waren. Im deutschsprachigen Raum beginnt die eigentliche Geschichte der Nachnamen erst im 12. Jahrhundert. Dort reichte lange Zeit ein Rufname (Vorname) aus, um eine Person zu identifizieren. Da es aber bereits zu dieser Zeit Modenamen gab, reduzierte sich die Vielfalt der Rufnamen, was einen Rückgang der aus dem Germanischen stammenden Rufnamen zur Folge hatte.

Hinzu kam das zwischen dem 12. und 14. Jahrhundert einsetzende drastische Bevölkerungswachstum. Nun gab es in einem Ort plötzlich z. B. drei Personen mit dem Namen „Josef“. Ein Name reichte nun nicht mehr aus, um eine Person eindeutig anzusprechen bzw. zu identifizieren. 

Aufgrund dieser Situation entwickelten sich aus dem alleinigen Rufnamen nun ein Rufname und beschreibende Wörter (Beruf oder Aussehen, Charaktereigenschaften, Geburtsort oder Wohnort des Namensträgers), welche die Josefs zu ihrem Vornamen hinzubekamen. So gab es von nun an „Josef den Schmied“, „Josef mit den krausen Haaren“, „Josef den Wilden“ und den „Josef aus Niederbüttel“, der aus dem gleichnamigen Ort ins Dorf gezogen war. Diese beschreibenden Wörter wurden Beinamen genannt. Eine Person hatte fortan also einen Ruf- und Beinamen. Diesen Beinamen trug aber nur die genannte Person. Hieß der Sohn von „Josef der Schmied“ auch Josef,  erlernte aber das Bäckerhandwerk, hieß jener Sohn dann „Josef der Bäcker“. 

Problematisch wurde es, wenn der Sohn auch Schmied wurde, dann gab es zwei „Josef der Schmied“ im Dorf. Es entwickelten sich Beinamen-Zusätze wie „der jüngere“. Ein weiteres Problem tat sich auf, wenn zum Beispiel „Josef der Schmied“ dann Schultheiß im Dorf wurde. Dann wurde aus „Josef dem Schmied“ plötzlich „Josef der Schultheiß“. In kleineren Dörfern, wo sich alle Beteiligten kannten, mochte diese Methode gut funktioniert haben. Jedoch wurde es in größeren Städten zunehmend schwieriger, die Personen eindeutig zu bestimmen. Die Städte wuchsen in dieser Zeit rasant und die Herrschenden nahmen mehr und mehr Daten der Bürger zu den Akten. Die Besteuerung und vor allem der Militärdienst machten es erforderlich, die Menschen genauer zu kennzeichnen. In den ländlichen Gegenden führten die Herrscher Bücher über Landbesitz und die dort wohnenden Familien. 

Aus administrativen Gründen musste also eine genauere Namensgebung her, die folgende Punkte erfüllen musste: Der Name musste amtlich verbindlich sein, er musste lebenslang Bestand haben und auf die nächsten Generationen vererbt werden. Als Folge verschwand der Beiname und der feste Nachname (Familienname) setzte sich durch. „Josef der Schmied“ wurde also „Josef Schmied“ und dies blieb unverändert, auch wenn Josef einen anderen Beruf ergriff oder umzog. Sein Sohn trug nun ebenfalls den Nachnamen Schmied.

Diese Entwicklung von Rufname + Beiname zu Rufname + Nachname geschah nicht von heute auf morgen. Sie begann etwa im 12. Jahrhundert im Südwesten Europas und verbreitete sich im 13. und 14. Jahrhundert in den Nordosten. In Städten griff diese neue Namensgebung eher als in den Dörfern. In den eher dörflichen Regionen wurde zum Teil noch im 17. und 18. Jahrhundert an der alten Namensgebung festgehalten.

Möglichkeiten der Nachnamensfindung:

Oftmals wurden die Beinamen zu Nachnamen. Generell kann man sagen, dass sich die Nachnamen in folgende fünf Kategorien einteilen lassen:

Auf diese unterschiedlichen Kategorien gehen wir in weitern Beiträgen ein. Bleiben Sie gespannt!

 

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