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Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge und ein ganz besonderes Projekt

Heike Leiacker - 08. Dezember 2022 - Allgemein, Archive, Vereine, Museen, Historische Dokumente, 1. Weltkrieg, 2. Weltkrieg

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ist vermutlich den meisten Ahnenforscher ein Begriff – oder sollte es sein. Denn über eine online durchsuchbare Datenbank oder einen Suchauftrag lassen sich Informationen zu gefallenen oder vermissten Personen des Ersten und Zweiten Weltkriegs finden.

Aber der Volksbund betreut vor allem auch die deutschen Kriegsgräberstätten im Ausland, unterstützt die Träger der Stätten im Inland, engagiert sich in der Erinnerungskultur und bietet pädagogische Angebote für junge Menschen.

Ein ganz besonderes Projekt verfolgt zudem aktuell der Landesverband in Sachsen. Vielleicht können auch Sie dabei helfen!

 

 

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V.

Am 28. Juni 1919 wurde der Friedensvertrag von Versailles unterschrieben. Darin wurde auch der Umgang mit der Kriegsgräbern geregelt. Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge wurde als gemeinnützige Organisation am 16. Dezember 1919 gegründet, um nach den deutschen Kriegstoten des Ersten Weltkriegs zu suchen, ihre Gräber zu erfassen und zu pflegen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde seine Arbeit erneut wichtig und durfte in den drei westlichen Besatzungszonen wieder aufgenommen werden. Nach der politischen Wende in Osteuropa konnte der Volksbund in den 1990er Jahren seine Arbeit auch in den Staaten des einstigen Ostblocks aufnehmen.

Heute betreut der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. mehr als 830 deutsche Kriegsgräberstätten in 46 Ländern auf denen rund 2,8 Millionen Kriegstote bestattet wurden. Darüber hinaus unterstützt er die Träger der mehr als 12.000 Kriegsgräberstätten im Inland. Die Stätten im In- und Ausland sollen als Orte des öffentlichen Gedenkens, der Erinnerung, der Begegnung und des Lernens weiterentwickelt werden. Zudem wird die internationale Zusammenarbeit in der Kriegsgräberfürsorge unterstützt. Und es wird noch immer nach nicht geborgenen deutschen Kriegstoten gesucht, die dann im Rahmen einer Umbettung würdig bestattet werden.

Auch sonst engagiert sich der Volksbund für das Erinnern und Gedenken an die Toten von Krieg und Gewaltherrschaft. Zum Beispiel wurde der Volkstrauertag 1919 zum Gedenken an die Kriegstoten des Ersten Weltkriegs durch ihn eingeführt und wird bis heute durch ihn begangen und weiterentwickelt. Er sucht nach Wegen dialogischen Erinnerns und fördert die Verständigung zwischen Menschen aus ehemals verfeindeten Ländern an den Kriegsgräbern.

Zudem bietet er z.B. in Jugendbegegnungs- Und Bildungsstätten friedenspädagogische Projekte, wie Workcamps, für junge Menschen an.

Für Ahnenforscher besonders interessant ist die Erfassung von über 4,8 Millionen Kriegstoten, Gräbern und Vermissten in einer Datenbank, die über die Webseite des Volksbundes zugänglich ist. Sie kann über ein Suchformular kostenlos in Bezug auf die eigenen Verwandten geprüft werden. Ist eine gesuchte Person dort nicht zu finden oder hofft man auf weitere Informationen, ist ein Suchantrag die nächste Option. Schließlich ist die Erfassung noch nicht abgeschlossen und die Liste wird weiter aktualisiert. Es könnte sich also doch noch ein Hinweis finden.

Neben Angehörigen wenden sich vermehrt auch Historikerinnen und Historiker, Chronistinnen und Chronisten, Forscherinnen und Forscher, Autorinnen und Autoren sowie Erbenermittlerinnen und -ermittler an das Rechercheteam.

Außerdem sucht der Volksbund nach Informationen zu Kriegsbiographien und freut sich über Einsendungen von Angehörigen.

Seine Arbeit finanziert er übrigens zu einem Großteil über seine knapp 330.000 Mitglieder und Spender. Den Rest decken öffentliche Mittel des Bundes und der Länder. Angewiesen ist er natürlich auch auf die Unterstützung und das ehrenamtliches Engagement aller Bevölkerungs- und Altersgruppen.

 

 

Das Projekt "Todesbenachrichtigungen"

Ein aktuelles und besonders spannendes Projekt des Landesverbands in Sachsen wollen wir hier unbedingt vorstellen und hoffen, dass wir auf diesem Wege auch ein wenig dazu beitragen können.

Der millionenfache Tod der Soldaten beider Weltkriege hinterließ dokumentarische Spuren in Form der Todesbenachrichtigungen, die von Truppenteilen und Heimatdienststellen verfasst wurden und die Hinterbliebenen über den Tod ihrer Söhne, Väter und Brüder unterrichteten. Diese Todesbenachrichtigungen sind eine von der Geschichtswissenschaft bisher nicht erfasste oder ausgewertete Quellengattung. Mit zunehmendem zeitlichem Abstand zu den Weltkriegen droht der Verlust dieser Überlieferung.

Gleichzeitig gibt es immer weniger Zeitzeugen, was die schriftlichen Quellen noch wichtiger werden lässt. Daher versucht das Projekt von Dr. Dirk Reitz, dem Landesgeschäftsführer Sachsen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge genau diese Quellen zu sichern und auszuwerten. Im Rahmen eines Sächsischen Pilotprojekts wurden 11.000 Briefe mit Anfragen zu solchen Zeitdokumenten verschickt. Und immerhin ca. 4% (mehr als 400) der Angeschriebenen meldeten sich mit Dokumenten zurück. Auf dieser Grundlage wird es im kommenden Jahr eine Aussendung an weitere 110.000 Haushalte geben. Aber natürlich kann man seine Unterlagen auch unabhängig von einer schriftlichen Anfrage einsenden!

Die so gesammelten Unterlagen sollen im Rahmen eines Dissertationsprojektes ausgewertet werden, das Prof. Dr. Sönke Neitzel, Professor für Militärgeschichte/Kulturgeschichte der Gewalt an der Universität Potsdam, betreut. Die oft geschönten amtlichen Schreiben, sollen u.a. in ein realistisches Licht gesetzt werden. Dabei können z.B. auch Schreiben von Kameraden helfen. Auch soll es um den "Wandel von Sinnstiftungen des Soldatentodes" 1914-1918 und 1939-1945 gehen.

Haben Sie offizielle Todesbenachrichtigungen oder Mitteilungen von Vorgesetzen und Kameraden zum Tod Ihrer Vorfahren oder Verwandten zuhause? Dann zögern Sie nicht, dieses tolle Projekt mit Ihrer Einsendung (gerne auch in Kopie) zu unterstützen!

Gesucht werden:

  • amtliche Mitteilungen (Truppenteile/Standesämter/Versorgungsbehörden/Parteidienststellen etc.)
  • persönliche Mitteilungen von Vorgesetzen und Kameraden,
  • Selbstzeugnisse zur Wahrnehmung des Todes von Sohn/Vater/Bruder,
  • Berichte über die Zustellung und (deren Wahrnehmung) durch Pfarrer, Bürgermeister, NSDAP-Funktionäre

Die Dokumente senden Sie bitte an:

Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge Landesverband Sachsen
Loschwitzer Straße 52 A
01309 Dresden
todesbenachrichtigungen(at)volksbund.de

Achtung: Sollten Sie Originale übersenden, so bedenken Sie bitte, dass diese nicht zurückgesendet werden können. Auch werden keine Eingangsbestätigungen versandt.

 

 

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