Beyond History Blog

Die unerwarteten Verstecke von Quellen in der Ahnenforschung

Andrea Bentschneider - 19. Januar 2017 - Allgemein, Historische Dokumente, Persönlichkeiten

Wer hätte gedacht, dass ein Kirchengemälde eine gesamte Familiengeschichte verbirgt?

Für die "Who Do You Think You Are?" Episode mit der beliebten australischen Köchin Maggie Beer im Jahr 2009 haben wir deren deutschen Vorfahren aus Budenheim bei Mainz erforscht. Hierbei wurden insbesondere die Familien Ackermann und Krohmann ausgiebig recherchiert.

Im Laufe der Ahnenforschung wurden wir auf ein Gemälde aufmerksam gemacht, dass früher in der ehemaligen katholischen Pfarrkirche St. Pankratius in Budenheim hing. Bei Restaurierungsarbeiten hatte man vor einigen Jahren zufällig die Portraits einer Frau und eines als Engel gezeichneten Kindes entdeckt, die über den Köpfen eines Vaters mit 5 Kindern schwebten. Diese wurden wieder freigelegt und aufgearbeitet nachdem sie jahrelang übermalt gewesen waren.

Auf einer Recherchereise als Vorbereitung für die Dreharbeiten besuchten wir dann auch die katholische Pfarrkirche St. Remigius in Osthofen in der Nähe von Alzey, in der die 12 Gemälde des Kreuzwegs ehemals aus Budenheim heute an den Wänden hängen. Der dortige Pfarrer war sogar so freundlich, das Gemälde mit der Station der Kreuzigung von der Wand zu nehmen, damit ich es besser fotografieren konnte. Sehr zu unser beider Überraschung, entdeckten wir eine Inschrift auf der Rückseite des Bildes, die die Geschichte der Stiftung dieser Gemälde erzählte. Dort steht:

Johann Krohmann, Bürgermeister von Budenheim, von 18 Jahren in Australien
unerwartet die Welt unter großen Gefahren zum Andenken an die Glückliche Rückkehr mit seiner Familie 1872 und dem bald erfolgten Tod seiner ersten Gemahlin Eva Heinz 1873 vermachte er der Kirche hier einen Hochalter und die 14 Kreuzwegs Stationen Christi.

Ehre sei Gott in der Höhe
Gemalt von Adolf Pfeiffer


Dies war bis zu dem Zeitpunkt noch niemanden aufgefallen.

Hier ein kleiner Ausflug in die Familiengeschichte: Johann Krohmann war 1854 nach Australien ausgewandert, "kehrte 1872 wie ein Crösus zurück" (Quelle: Familienregister Krohmann in den Kirchenbüchern der katholischen Pfarrgemeinde St. Pankratius, Budenheim). In Australien hatte er einen "Klumpen Gold" gefunden und war daraufhin 1872 mit seiner Frau und 5 Kindern nach Deutschland zurückgereist. Laut eines sich in der Familie befindlichen Briefes war die Überfahrt dermaßen schwierig, dass sie glaubten, sie würden untergehen. Daraufhin versprach Krohmann, dass er für den Fall einer heilen Ankunft der Kirche von Budenheim einen neuen Hochaltar sowie die 12 Stationen des Kreuzwegs spenden würde. Gesagt, getan.

Leider starb seine Frau im Jahr 1873, und sein Sohn Johann ertrank im Jahr 1877, als er versuchte Goldfische aus dem Gartenteich zu fischen. Und so wurden diese beiden (nachträglich?) als Engel bzw. über der Familie schwebend in dem Gemälde des Kreuzwegs verewigt. Dies macht diese Gemälde sehr speziell. Dass sich die Spenderfamilie in einem der Gemälde verewigt hat war eher im Mittelalter üblich, nicht aber mehr zu dieser Zeit.

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2 Kommentare

Clair

02. März 2017

Ja Fotos oder Bilder und die Informationen, die man aus ihnen ziehen kann. In meiner Forschung habe ich durch ein Foto und dessen genauere Betrachtung festgestellt, daß ich von meiner Urgroßmutter ein falsches Sterbedatum in meinem Stammbaum habe. Das kommt davon, wenn man Zettelchen von der Oma glaubt und die Information nicht mit einer Urkunde verifiziert

Cordula

www.ancestry24.de


Michael G. Arenhövel

19. Januar 2017

Wann nehmen wir uns nun endlich diesen Hinweis zu Herzen und schreiben auf wichtige Bilder, Fotos etc. auf der Rückseite: was, wie, wo, warum und evtl. auch: Wer es nach dem Tode des jetzigen Besitzers erhalten soll?


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