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Die Bedeutung von Kalendern in der Ahnenforschung - Teil 2

Andrea Bentschneider - 29. Dezember 2016 - Allgemein, Wissen, Historische Ereignisse, Historische Dokumente, Tipps und Tricks

Nachdem wir in unserem letzten Blogbeitrag bereits den Kirchenkalender und damit den Einfluss der Religion auf die Zeitrechnung vorgestellt hatten, möchten wir auch in diesem Beitrag ein wenig über die unterschiedlichen Kalendersysteme ausführen.

Es ist bei der Ahnenforschung nämlich nicht nur wichtig zu wissen, in welche zeitliche Periode die zu untersuchenden Quellen einzuordnen sind, sondern auch, in welcher Region bzw. unter welcher politischer Herrschaft sie denn angefertigt wurden. Denn auch dies hatte Einfluss auf die Ausgestaltung des jeweiligen Kalendersystems.

Regional unterschiedliche Kalendersysteme

Wie eng die Einführung bestimmter Kalendersysteme in der Geschichte immer auch mit dem Einfluss politischer Eliten in bestimmten Regionen verbunden war, wissen wir spätestens seit Julius Cäsar, zu dessen Ehren die Römer um das Jahr 45 v. Chr. den so genannten Julianischen Kalender eingeführt hatten.

Ein weiteres Beispiel dafür, wie stark das einstige politische System die Kalenderführung beeinflusste, sind die früheren deutschen, linksrheinischen Gebiete. Im Zuge der Französischen Revolution gerieten jene Gebiete um 1800 unter französische Vorherrschaft, sodass in der anschließenden "Franzosenzeit" zweierlei Dinge in ebendiesen Regionen eingeführt wurden, die für uns Ahnenforscher besonders interessant sind:

Nicht nur führten die Franzosen die sogenannten Zivilstandsämter ein, die die Erfassung von Personenstandsunterlagen unter staatliche Kontrolle stellten und damit Vorgänger der heutigen Standesämter sind. Darüber hinaus wurden ebendiese Zivilstandsregister in den französisch verwalteten, linksrheinischen Gebieten von 1798 bis 1805 nach dem "Französischen Revolutionskalender" geführt.

Der "Französische Revolutionskalender"

Der "Französische Revolutionskalender", der als Reaktion auf die Ausrufung der Republik eingeführt wurde, brachte so manche Änderung mit sich: Zwar bestand ein Jahr weiterhin aus 12 Monaten, jedoch sollte jeder Monat fortan exakt 30 Tage haben, die sich wiederum auf drei Dekaden aufteilten. Zudem datierte das Kalendersystem den Beginn der Zeitrechnung auf den 22. September 1792 zurück, da an diesem Tag die Französische Republik ausgerufen worden war. 

Klingt kompliziert?

Das war es auch, und so kam es, dass Napoleon den "Französischen Revolutionskalender" 1805 kurzerhand wieder abschaffen ließ.

Ahnen- und Familienforschung in linksrheinischen Gebieten

Ahnen- und Familienforscher, die mit alten Personenstandsunterlagen z.B. aus dem heutigen Saarland arbeiten, können also durchaus mal auf seltsam anmutende Datumsangaben stoßen. Diese wären dann wohl nach dem heutzutage gültigen Gregorianischen Kalender umzurechnen. Für all diese Forscher haben wir ebenfalls einen wertvollen Hinweis: Es lohnt sich ein Blick auf die Website "lzkv.de", auf der eine Aufstellung des 14-jährigen Revolutionskalendars kostenlos einzusehen ist.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen einen guten Start in das Jahr 2017 (nach dem Gregorianischen Kalender)!

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