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Mythos Autobahn

Ann-Christin Dimon - 06. August 2019 - Allgemein, Historische Ereignisse, Wissen

Deutschland und seine Autobahnen - seit fast 100 Jahren sind sie Teil der deutschen Infrastruktur und weltweit bekannt für das nicht existierende Tempolimit. Es gibt sogar Touristen, die nur nach Deutschland kommen, um einmal in diesen „Genuss“ zu kommen. Aber wann genau wurde die erste Autobahn in Deutschland eröffnet?

Entgegen der landläufiger Meinung war es nicht Adolf Hitler, der die Idee zu dem Schnellstraßennetz hatte. Die erste autobahnähnliche Straße wurde bereits 1921 in Berlin-Grunewald eröffnet - der AVUS -, welcher auch heute weit über die Grenzen Berlins bekannt ist. Jedoch handelte es sich bei dem AVUS um eine Privatstraße, das heißt: Für das Benutzen wurden Gebühren fällig.

Die erste öffentliche Autobahn, die heutige A555, wurde am 06. August 1932 von Konrad Adenauer (Oberbürgermeister der Stadt Köln von 1917 bis 1933) eröffnet und verband die Städte Köln und Bonn miteinander. Der Bau der vierspurigen "kreuzungsfreien Schnellstraße" hatte nur drei Jahre gedauert - ein unwahrscheinliches Tempo. Zudem wurde für die neue Schnellstraße eigens eine Polizeiordnung ausgearbeitet, in der festgelegt wurde, welche Fahrzeuge die Strecke verwenden durften und, selbstverständlich, welches Verhalten geahndet wurde.

Natürlich entstanden in dieser Zeit weitere Pläne für Schnellstraßen, von denen viele aufgrund der weltweiten Wirtschaftskrise 1929/1930 nicht ausgeführt oder vollendet werden konnten. Eine dieser Strecken ist die Autobahn Köln-Düsseldorf, die bereits 1929 rechtlich fixiert wurde. Der erste Streckenabschnitt, der allerdings nur 2,5 km lang war, wurde am 23. September 1933 in Opladen eröffnet und sollte eine Art Umgehungsstraße sein.

Dieser Bau wurde selbstverständlich direkt von den Nationalsozialisten für ihre Zwecke umgedeutet und der Mythos der deutschen Autobahnen nahm seinen Lauf. So wurde zum Beispiel die Strecke zwischen Köln und Bonn zu einer Landstraße degradiert, vermutlich damit man später behaupten konnte, die erste Autobahn gebaut zu haben. Insgesamt bauten die Nationalsozialisten über 3.000 Streckenkilometer. Tatsächlich wurden dazu besonders anfangs auch Arbeitslose eingesetzt, diese mussten die schweren Arbeiten aber per Hand und für einen Hungerlohn von drei Reichsmark pro Tag verrichten. Später setzte man auch Kriegsgefangene, KZ-Häftlinge und vor allem Zwangsarbeiter ein, um das Vorhaben "Reichsautobahn" zu vollenden.

Nach dem Ende des 2. Weltkriegs gingen die Autobahnen der Nationalsozialisten 1949 in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland über. Sie bilden heute noch die Grundlage für das Streckennetz in Deutschland.

Übrigens, der Begriff „Autobahn" wurde bereits 1927 von Robert Otzen geprägt und leitet sich von dem bis dahin beliebtesten Verkehrsmittel der Deutschen ab - der Eisenbahn.

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