Beyond History Blog

Moppe für die Kinder, Kloppe für die Frauen

Andrea Bentschneider - 04. Dezember 2015 - Allgemein, Alte Bräuche, Historische Ereignisse

Unter diesem Motto wird in der Nacht vom 05. auf dem 06. Dezember auf der Nordseeinsel Borkum wieder der "Klaasohm" sein Unwesen treiben.

Dieser Brauch soll auf die Zeit zurückgehen, als die meist arme Bevölkerung der Insel durch Walfang Geld dazuverdiente. Die Männer kehrten im Spätherbst nach langer Abwesenheit auf die Insel zurück, die während des Sommers fest in weiblicher Hand war. In dieser speziellen Nacht geht es daher für die Männer darum, die "Herrschaft" zurückzuerlangen.

Doch was genau passiert in dieser Nacht?

Die ledigen Männer der Insel machen sich ab nachmittags in 3 Gruppen auf den Weg und ziehen über die Insel, wobei sich deren Wege bis abends um 23:00 Uhr nicht kreuzen dürfen. Aus diesen 3 Gruppen werden insgesamt 6 junge Männer ausgewählt, die als "Klaasohm" verkleidet die Züge anführen. Die Verkleidung besteht u. a. aus einer mit Federn versehenen Maske, durch die sie nichts sehen können und eben auch nicht erkannt werden können. Während des Streifzugs über die Insel werden alle Frauen, die es wagen sich in der Öffentlichkeit blicken zu lassen, von den „Klaasohms“ mit einem Kuhhorn auf dem Hinterteil verprügelt.

Nun sollte man meinen, dass die Frauen klug genug wären, die Straßen zu meiden, aber ganz im Gegenteil: Die jungen Damen Borkums bereiten sich ebenfalls schon ab September auf diesen Abend vor, und diejenige von ihnen, die die meisten blauen Flecken vorzuweisen hat, wird als Heldin gefeiert. In einem Jahr drohte Glatteis den Mädchen Schwierigkeiten beim weglaufen zu bereiten. Aber sie holten sich wertvolle Tipps von den erfahrenen Müttern und Großmüttern, und so wurden kurzerhand Socken über die Schuhe als Rutschschutz gezogen.

Lediglich Mütter mit Kindern werden verschont, und sie aber auch die jungen Frauen, die Hiebe abbekamen, bekommen etwas „Moppe“ geschenkt, eine Art festes Honigkuchengebäck.

Zum Abschluss des Abends laufen die drei Gruppen sternförmig aufeinander zu und treffen sich auf einem Platz, der wegen seiner Form "D" genannt wird. Dort steht eine Litfaßsäule, auf die die Klaasohms klettern und sich in die Menge stürzen.

Wie bereits berichtet, sind die „Klaasohms“ hartgesottene Kerle, denen Glatteis nichts ausmacht. Aber manchmal kommt doch ein heftiger Dezembersturm dazwischen, und so musste in einem Jahr wegen Sturmgefahr dieser Umzug um einen Tag verschoben werden.

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