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Die Bedeutung von Kalendern in der Ahnenforschung

Andrea Bentschneider - 15. Dezember 2016 - Allgemein, Wissen, Historische Ereignisse, Historische Dokumente, Tipps und Tricks

Zahlen und Datumsangaben sind elementar für die Arbeit eines jeden Ahnen- und Familienforschers. Erst über sie können wir gezielt nach einer Person suchen und darüber Stammbäume mit konkreten Lebensdaten der einzelnen Familienmitglieder erstellen. Doch Obacht – bei der Auswertung von Quellen können einem die unterschiedlichsten Kalendersysteme und Datumsangaben begegnen.

Verschiedene Kalendersysteme

Die Geschichte der Kalender ist lang; bereits in den frühen Kulturen versuchten die Menschen, die Zeit und mit ihr das Jahr systematisch zu erfassen. So entstanden im Laufe der Zeit verschiedene Kalendersysteme: Die Römer führten z.B. einst den Julianischen Kalender ein, die Franzosen ab 1792 den so genannten Französischen Revolutionskalender. Ebenso gingen aus den Religionen verschiedene Zeitrechnungen und damit verschiedene Kalendersysteme hervor, die sich unter anderem an den jeweiligen Feiertagen orientierten.

Obwohl in den meisten Teilen heutzutage der Gregorianische Kalender gilt, begegnen uns als Ahnenforscher daher immer auch andere Kalendersysteme. Da wir bei Forschungen in Deutschland oftmals mit Kirchenbüchern aus früheren Jahrhunderten arbeiten, ist es zum Beispiel unerlässlich, den sogenannten Kirchenjahrkalender zu kennen. Ohne diesen sind so manche Kirchenbucheinträge nämlich nicht zu entziffern.

Oft stehen in alten Kirchenbucheinträgen keine Datumsangaben, wie wir sie heute kennen – bestehend aus Tag – Monat – Jahr; stattdessen finden sich oft abgekürzte und lateinische Angaben, die auf den ersten Blick wenig Sinn ergeben mögen. Als Beispiel diene an dieser Stelle der Heiratseintrag von Jacob BARMBROCK und Ilsabe LÜNZMANN, die 1822 heirateten. Zu Beginn des Eintrags steht folgende Datumsangabe:

„d. 17. Nov. Dom. 24. und 25. P. Trin“. 
(siehe Kirchenbucheintrag unten)


Um diesen Eintrag zu entschlüsseln, ist derjenige im Vorteil, der a) des Lateinischen mächtig ist, b) den Kirchenkalender beherrscht und c) gut im Rechnen ist.

Der oben genannte Eintrag steht nämlich für „den 17. November 1822, Dominica 24. und 25. post (Dominica) Trinitatis“. Das wiederum heißt, die Heirat wurde vollzogen am 17. November 1822 und proklamiert am 24. und 25. Sonntag nach Sonntag Trinitatis. Das Fest Trinitatis wird im Kirchenjahr am ersten Sonntag nach Pfingsten zu Ehren der Dreifaltigkeit begangen, dieser Sonntag wird bezeichnet als „Sonntag Trinitatis“ (lateinisch: „Dominica Trinitatis“).

Da sich die Feiertage aus dem Kirchenkalender – wie das Pfingstfest – in unserem heute gültigen gregorianischen Kalender von Jahr zu Jahr verschieben, müssten wir an dieser Stelle zunächst nachforschen, wann im Jahr 1822 denn Pfingsten gefeiert wurde und ausgehend von diesem Datum den 10. Sonntag nach Sonntag Trinitatis errechnen.

Da das im Sinne unserer Kunden natürlich viel zu aufwendig wäre, sind wir für jede Webseite oder jede Literatur dankbar, die uns Hinweise gibt. Hierbei greifen wir zum Beispiel gern auf die Seite Kirchenkalender.com zurück.

Wenn wir hier als Jahr „1822“ eingeben, erfahren wir (ganz ohne kompliziertes Rechnen!), dass der 24. und 25. Sonntag nach Sonntag Trinitatis in 1822 auf den 17. Bzw. den 24. November fielen. Wir wissen, dass die Hochzeit also an diesen Tagen proklamiert wurde.

Sind Sie im Zuge Ihrer Familienforschung auch schon einmal auf eine Datumsangabe gestoßen, die Sie nicht entziffern können? Oder sind Ihnen schon einmal während Ihrer Forschung sonderbare Datumsangaben aufgefallen, die Sie mit uns teilen möchten? Dann hinterlassen Sie uns gern einen Kommentar.

 

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