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Hamburg unter Napoleon

Andrea Bentschneider - 19. November 2017 - Allgemein, Hamburg, Historische Ereignisse, Wissen

Am 19. November 1806 wurde Hamburg durch Napoleons Truppen besetzt. Die folgenden 7 ½ Jahre haben die Stadt in vielerlei Hinsicht geprägt. Noch heute zeugen Straßennamen und angeblich auch das Franzbrötchen von der Anwesenheit der Franzosen. Wirtschaftlich gesehen war es ein schwarzes Kapitel in der Geschichte der Hansestadt, das für die Bevölkerung mit großen Schrecken verbunden war. Zugleich wurden aber auch Grundlagen für eine moderne Verwaltung geschaffen, die anschließend in Hamburg zwar weitgehend zurückgenommen wurden, auf deren Vorbild aber u.a. die heutigen Standesämter beruhen.

Anstelle des Stadtrechts trat der Code Civil. Neuzeitliche Verwaltungsgrundsätze, eine moderne Finanzwirtschaft und die Trennung von Verwaltung und Justiz sowie von Staat und Kirche wurden in Hamburg eingeführt. Ab 1811 war die Stadt als Hauptstadt des Departements der Elbmündungen (Département des Bouches de l’Elbe) offiziell Bestandteil des Französischen Kaiserreichs und beherbergte auch zahlreiche regional übergreifende Institutionen. Zum Arrondissement Hamburg gehörten neben sechs Stadtkantonen auch Hamm, Bergedorf und Wilhelmsburg.

1811 trat auch die französische Gesetzgebung offiziell in Kraft. Zivilstandsregister französischer Art wurden in Hamburg eingeführt. Erstmals wurden in der Hansestadt nun Personenstands-Angelegenheiten nicht nur in den Kirchenbüchern festgehalten, sondern diese Aufgabe einer staatlichen Behörde übertragen. Diese Neuerungen wurden größtenteils nach dem Ende der Besetzung aufgrund des großen Franzosenhasses wieder abgeschafft, obwohl viele durchaus sinnvoll waren.

Der Hass war indes nicht unbegründet. Wirtschaftlich hatte die „Hamburger Franzosenzeit“ schwere Auswirkungen. Die Stadt war als wichtigster Umschlagsplatz britischer Waren auf dem Kontinent für Napoleon zur Durchsetzung der Kontinentalsperre gegen Großbritannien von großer Relevanz. Das Land war damals nach Frankreich der zweitwichtigste Wirtschaftspartner Hamburgs. Entsprechend führte das Handelsverbot zum Bankrott vieler Firmen. Verstöße wurden hart bestraft und britische Waren verbrannt. Die Folge waren Massenarbeitslosigkeit und Armut. Sondersteuern sowie die zusätzliche Beherbergung und Verpflegung der französischen Soldaten stellten weitere Belastungen dar.

Bereits im Februar 1813 kam es zu einem kurzen Aufstand der städtischen Unterschichten gegen die französischen Gewalthaber, der von den wohlhabenden Bürgern jedoch nicht unterstützt wurde. Im folgenden Monat wurde Hamburg von russischen Truppen befreit und für 2 Monate regierten wieder Vertreter des alten Senats und der Bürgerschaft. Doch schon Ende Mai übernahmen erneut die französischen Autoritäten. Als Strafe hatte die Stadt 48 Millionen Franc zu zahlen und das Silberdepot der Hamburger Bank wurde beschlagnahmt.

Die nachfolgenden letzten 12 Monate unter französischer Besetzung brachten noch größeres Leid als die vorangegangenen Jahre. Die Stadt wurde zusammen mit Harburg zur Festung ausgebaut. Hierfür wurden Gebäude, Bäume, Zäune und Hecken vor den Wallanlagen niedergebrannt, Gräben vertieft und Wälle aufgeschichtet. Die Hauptkirchen wurden umfunktioniert. Im Zuge dessen wurde auch die erste 4,1 km lange hölzerne Elbbrücke vom Grasbrook bis nach Harburg gebaut. Sie war jedoch bereits nach wenigen Jahren zerstört.

 

Um die abzusehende Belagerung der Stadt überstehen zu können, wurde angeordnet, dass ab November 1813 jeder Haushalt Lebensmittel für 6 Monate vorzuhalten hatte. Viele konnten dies nicht leisten und wurden bei Entdeckung der Stadt verwiesen. Dennoch wurden die Lebensmittel schnell knapp, nachdem sich die Stadt ab Dezember unter Belagerung der Nordarmee befand. An Heiligabend 1813 wurden Männer, Frauen und Kinder die bei verschärften Kontrollen nicht die entsprechenden Vorräte vorweisen konnten, erst in Kirchen und später, am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag aus der Stadt nach Altona getrieben. Viele von Ihnen starben. Alleine in Ottensen gibt es ein Massengrab für 1.138 Personen. Bis Ende März wurden insgesamt 30.000 Personen aus der Stadt vertrieben.

Erst Ende Mai 1814, fast zwei Monate nach Napoleons Abdankung, wurde die Stadt an die Koalitionstruppen übergeben. Im folgenden Jahr garantierte der Wiener Kongress Hamburgs Souveränität.

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